Alina Eynck

Lust an Porzellan

Alina Eynck entwickelt Dildos aus Porzellan.

Wer an Porzellan denkt, denkt vielleicht an Omas gutes Teeservice, das nur am Sonntag zum Einsatz kommt, oder an Sammeltassen mit Blümchen-Decors, die liebevoll im heimischen Wohnzimmerschrank ausgestellt werden. Eine Unternehmerin zeigt nun, dass das Material auch jenseits von Tee, Spitzendeckchen und Vitrine sein Einsatzgebiet hat.

Alles begann 2014 in den Keramik-Werkstätten der HS Niederrhein. Die Studierenden des Bachelor-Studiengangs „Industriedesign“ haben die Aufgabe, aus Gips Gegenstände zu schnitzen. Die Studierenden albern herum: Welcher Gegenstand wäre der Unmöglichste, den man aus Gips herstellen könnte? Die Antwort ist schnell gefunden: ein Dildo! Die Studierende Alina Eynck lässt die Idee nicht los: Ein Dildo aus Gips? Unnütz! Aber eine Form aus Gips, um einen Dildo aus Porzellan zu bauen? Das klingt nach einer spannenden Aufgabe! Und so entscheidet sich Eynck, an einer Vorlage für einen Porzellan-Dildo zu arbeiten. Eine Idee ist geboren.

Wenige Jahre später wird sie die Idee im Master wieder hervorholen. Denn: Für ein Projekt benötigt Eynck ein Produkt, an dem sie exemplarisch einen Businessplan erarbeiten kann. „Ich war immer noch von der Idee begeistert, Dildos aus Porzellan herzustellen. Plötzlich merkte ich, dass sie auch wirtschaftlich umsetzbar ist“, erinnert sich die Designerin.

Im Anschluss an ihr Studium arbeitete Eynck weiter an ihrer Idee. „Porzellan ist ein schwieriges Material und benötigt viel Ruhe und Geduld“, erklärt die 29-Jährige. Sie bildete sich in Sexologie weiter, las wissenschaftliche Quellen und absolvierte ein Praktikum bei einem einschlägigen Hersteller für Sexspielzeug. Weil es ihr an einer eigenen Werkstatt fehlte, experimentierte sie am Küchentisch ihrer Studentenwohnung mit Gussformen und verschiedenen Prototypen. „Immer war irgendwas“, erinnert sie sich an die schweren Anfänge ihres Business. „Ich bin keine Profikeramikerin und das Material ist kompliziert in der Verarbeitung, entsprechend lange hat der Prozess gedauert“, so Eynck. Am Ende stand die Gussform für den ersten Prototypen: „Jede Kurve, jede Mulde ist 5.000-fach durchdacht“, erzählt sie stolz.

Den Namen „Porzelina“ verlieh ihr ein ehemaliger Kommilitone: „Porzelliner“ ist die Berufsbezeichnung für einen Porzellanschaffenden. Eynck, die damals eifrig in den Werkstätten der HS Niederrhein bis spät abends an ihrem ersten Entwurf arbeitet, wurde eines Tages von ihrem Kommilitonen mit den Worten „Da ist wieder die Porzelina“ begrüßt. Der Markenname war geboren.

2022 ging sie dann mit ihrem Produkt an den Markt: Unter dem Markennamen „Porzelina“ vertreibt Eynck seitdem vier verschiedene Sextoys: zwei Dildos, Liebeskugeln und einen Analplug. Der Preis für die ästhetischen Spielzeuge startet bei knapp 50 Euro. Die Artikel vertreibt sie über ihren Onlineshop „Porzelina“, über ausgesuchte stationäre Händler sowie international über Partnershops.

„Porzellan ist frei von Schadstoffen, hautfreundlich und gleitet besonders gut“, erklärt Eynck die Vorteile ihrer Produkte. Besonders wichtig ist Eynck bei ihren Artikeln auch die Ergonomie. Die Spielzeuge sind echte Handschmeichler, liegen ausgewogen in der Hand und verfügen über kleine Griffmulden. Da Porzellan Wärme gut leitet und auch im Wasser benutzt werden kann, verspricht Eynck ihren Kunden ganz neue, prickelnde Erlebnisse. Einer Sorge begegnet sie besonders oft: Ob die Porzellanfertigungen nicht zerbrechlich seien? „Das ist nicht der Fall“, erklärt die Designerin. „Unsere Spielzeuge zerbrechen nur, wenn sie sie ab einer gewissen Höhe auf harte Oberflächen prallen.”

Gefertigt werden die Sexspielzeuge in zwei kleinen Manufakturen in Bayern. „Jedes Produkt arbeitet die Werkstatt nach dem Gießen mit der Hand nach und ist damit ein Unikat“, so Eynck. Die Rohlinge werden gegossen und gebrannt. Damit der Artikel beim Brennen nicht springt, bleibt er zunächst offen. Auch die Löcher werden im Anschluss von Hand geschlossen. Nach dem Trocknen werden die Spielzeuge glasiert und glatt gebrannt. Defekte Artikel werden aussortiert, zerkleinert und neu verarbeitet. So bleibt auch die Produktion besonders nachhaltig. Nach der Qualitätskontrolle werden die Sextoys über das Lager in Köln an die Kunden verschickt.

Für ihre innovativen Sexspielzeuge wurde die junge Unternehmerin mit dem Red Dot Design Award 2022 und dem German Design Award 2023 ausgezeichnet.

Die innovativen Sexspielzeuge aus Krefeld haben bereits mehrere Preise erhalten: 2022 erhielt Eynck den Red Dot Design Award, 2023 folgte der German Design Award. Auch ein Krefelder Wirtschaftsnetzwerk hat ihre Geschäftsidee bereits ausgezeichnet: Im Mai erhielt sie den Gründerpreis der Gemeinschaft Junger Unternehmer (GJU-Krefeld), aktuell steht sie im Finale des Krefelder Gründerpreises 2023 der Stadt Krefeld. Ob sie es auch hier aufs Treppchen geschafft hat, erfährt sie auf der Preisverleihung im Dezember.

Für die Zukunft hat Eynck bereits große Pläne: Sie möchte ihre Produktpalette ausweiten, denkt über alternative Farben und Formen nach. Es ist ihr wichtig, nah an ihrer Kundschaft zu sein. Der Queer Community fühlt sie sich besonders verbunden, achtet im Shop auf inklusive Sprache. „Mir ist es generell wichtig, auch im Hinblick auf die Wünsche meiner lesbischen Kundschaft, vom Naturalistischen weg zu gehen. Daher sind die Produkte ganz bewusst nicht phallisch, sondern eher skulptural gestaltet“, erklärt sie die Formenfindung.

Neben den Plänen für neue Artikel, arbeite sie auch an einem großen Schritt für ihr Unternehmen: Eynck möchte mit Porzelina zurück zu den Wurzeln ihres Unternehmens und sucht nach Geschäftsräumen in Krefeld. „Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine neue Porzellan-Manufaktur in Krefeld”, gibt sie sich zum Ende des Gesprächs geheimnisvoll.

Porzelina
Lohstraße 25
47798 Krefeld
E-Mail: info@porzelina.de
porzelina.de

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